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Glossar

Ayurveda

Hintergrund

Ayurveda, die Wissenschaft des langen Lebens, ist eine hochentwickelte Medizin, die in Indien bereits seit über 2500 Jahren praktiziert wird. Nach der ayurvedischen Vorstellung besteht der Kosmos aus den fünf Grundelementen Erde, Luft, Feuer, Wasser und Raum, deren Interaktion biologische Vorgänge im Menschen maßgeblich beeinflusst. Die fünf Elemente werden im Ayurveda durch die drei Doshas symbolisiert, Kräfte, die zusammen mit den sieben Dhatus und den drei Malas den menschlichen Körper bilden. Befinden sich die drei Doshas im Gleichgewicht, ist der Körper gesund. Tritt jedoch ein Ungleichgewicht auf, führt dies zu Funktionsstörungen und infolgedessen zu Krankheit. Eine gestörte Balance weist auf eine zu hohe oder zu niedrige Konzentration einer, zweier oder aller drei Doshas hin. Die drei Doshas heißen Vata, Pitta und Kapha. Vata bedeutet Wind und besteht aus den Elementen Luft und Raum. Es folgt den Prinzipien der kinetischen Energie und ist für alle Körperbewegungen und das Nervensystem verantwortlich. Pitta steht für die Elemente Feuer und Wasser. Es steuert Enzyme und Hormone und ist verantwortlich für Verdauung, Körpertemperatur, Hunger, Durst, Sehkraft und geistige Aktivität. Kapha, gleichbedeutend mit Schleim, setzt sich aus den Elementen Erde und Wasser zusammen. Es steht für das Prinzip der Kohäsion und Stabilität. Kapha reguliert Vata und Pitta und ist für die Aufrechterhaltung der Solidität der körperlichen Natur, des Gewebes, der sexuellen Kraft und Stärke verantwortlich. Die Merkmale jeder Dosha helfen, die Veranlagung des Individuums zu bestimmen und Doshas, die Krankheiten hervorrufen, zu isolieren. Ayurveda begründete ein detailliertes Diagnosesystem, welches die Untersuchung von Puls, Urin und körperlichen Merkmalen vorsieht. Nach einer vorausgehenden Untersuchung durch visuelle Beobachtung, Berührung und Befragung, unternimmt der ayurvedische Arzt eine detaillierte, aus acht Teilen bestehende Untersuchung, um die physische Konstitution und den mentalen Status eines Patienten zu ergründen und Hinweise auf möglicherweise vorhandene Missstände zu erhalten.

Behandlung

Wird bei einer Person ein Ungleichgewicht der Doshas diagnostiziert, verschreibt ihm der Arzt entweder eine Reinigungs- oder Linderungstherapie bzw. eine Kombination aus beiden. Doch bevor man überhaupt aktiv eingreift, wird der Patient zunächst sowohl intern als auch extern (durch Massage) mit Öl behandelt und einer Schwitzkur unterzogen, um die Doshas zu lösen und zu besänftigen. Auf diese vorbereitende Behandlung (Purvakarma) folgt die Reinigungstherapie, welche die „fünf Handlungen“ (Panchakarma) der Reihe nach verabreicht. Zunächst wird dem Patienten ein Brechmittel verabreicht, damit dieser so lange erbricht, bis gallige Stoffe produziert werden, welche Kapha abbauen. Als zweites wird ein Abführmittel verabreicht, um Schleim auszuscheiden, so dass Pitta im Körper reduziert wird. Daraufhin wird eine Darmspülung vorgenommen, entweder mit Öl oder ausgekochten Medikamenten, um die Konzentration von Vata zu kontrollieren. Viertens findet die Kopfreinigung statt: Der Patient erhält eine Rauchinhalation oder Nasentropfen, um die Dosha(s), die sich in Kopf und Nasennebenhöhle angereichert haben, auszurotten. Als fünfter Schritt folgt der Aderlass, bei dem Blut entnommen wird, um es zu reinigen. Die Linderungstherapie nutzt die elementaren Zutaten Honig, Butter bzw. geklärte Butter (Ghee) und Sesam- oder Rizinusöl, um Kapha, Pitta und Vata entsprechend den Anforderungen zu eliminieren. Die Linderungstherapie und Panchakarma werden häufig in Kombination miteinander angewendet.