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Glossar

Manuelle Medizin

Die Haltungsbalance und die Koordination der Bewegung drücken die Fähigkeit aus, optimal und als Ganzes zu arbeiten. Störungen und Fehlfunktionen können mittels zweier Ansätze behandelt werden: 1.) Manuelle Therapie und 2.) die Umschulungtechniken. Sie unterscheiden sich hinsichtlich der Eigeninitiative des Patienten am Heilungsprozess. Umschulungtechniken können in der Vorsorge und als begleitende Maßnahmen zur Manuellen Therapie angewendet werden.

Techniken der Manuellen Medizin

Das Spektrum der Manuellen Therapien reicht von der manuellen Behebung oder Verringerung von Funktionsstörungen, spinalen Manipulationen und Mobilisierungen bis zu manuell applizierten externen Massagen der Muskeln und des Bindegewebes. Am häufigsten werden Chiropraktik, Massagen und Osteopathie angewendet.

Die Osteopathie wurde von Andrew Taylor Still (1828-1917) entwickelt. Er vermutete, dass die Gesundheit mit einem natürlichen Blutfluss korreliert und Krankheiten eine lokale oder allgemeine Störung des Blutflusses darstellen. Osteopathen glauben, dass es die Hauptaufgabe eines Arztes ist, die dem Körper innewohnende Fähigkeit zur Selbstheilung zu unterstützen. Dieses wird durch eine Normalisierung der Körpermechanik und einer optimalen Ausrichtung des muskuloskelettären Systems erzielt, wodurch Hindernisse im Blut und im Lymphfluss beseitigt werden, was wiederum die Gesundheit verbessert.

Die Chiropraktik stützt sich auf ein System, das auf dem Glauben basiert, dass das Nervensystem der wichtigste bestimmende Faktor der eigenen Gesundheit ist, und dass die meisten Krankheiten durch spinale Subluxationen (Verschiebungen) verursacht werden, die auf spinale Manipulationen reagieren. Die Chiropraktik wurde durch D.D. Palmer (1845-1913) begründet. Fehlstellungen oder Subluxationen der vertebralen Verbindungen, die übermäßigen oder falschgerichteten Druck auf die spinalen Nerven ausüben, werden durch die Neuausrichtung der Wirbel behoben und stellen die Gesundheit wieder her.

Der Begriff „Massagen“ bezeichnet Methoden, die die Weichteile des ganzen Körpers unter Verwendung von Druck und Zug (Traktion) manipulieren. Die Anwendung von Massagen ist eine der ältesten Formen der Behandlung. Sie wird in vielen alten Kulturen auf der ganzen Erde gefunden. Die Entwicklung der modernen Massage wird dem Schweden Per Henrik Ling (1776-1839) zugeschrieben, der ein integratives System bestehend aus Massagen und Leibesübungen entwickelte. Daher wird diese klassische Massage auch als „schwedische Massage“ bezeichnet. Daneben wurden verschiedene andere Formen von Massagen entwickelt. Die Massage des Bindegewebes (Bindegewebsmassage) wurde von Elisabeth Dicke (1884-1952) entwickelt. Eine andere Form der therapeutischen Handhabung ist die Cranio-Sacral-Therapie („Schädel-Kreuzbein-Therapie“, auch Kraniosakraltherapie oder kraniosakrale Osteopathie). Diese Technik wurde in den siebziger Jahren durch J.E. Upledger entwickelt. Sie konzentriert sich auf Bewegungsbeschränkungen an den Schädelnähten (Sutur).

Eine besondere Form der Manuellen Therapie, eng verwandt mit der Massage, ist die Reflextherapie oder die Reflexologie. Diese therapeutische Methode wendet manuellen Druck an speziellen Bereichen des Körpers an, von denen davon ausgegangen wird, dass sie anderen Bereichen des Körpers entsprechen, um dadurch körperliche Störungen zu behandeln. In der Fußreflextherapie wird wird davon ausgegangen, dass Organe, Muskeln und andere Strukturen ihre korrespondierenden Bereich an den Füßen haben. Andere korrespondierende Zonen wurden an den Händen und an den Ohren bestimmt. Die Körperfunktionen können dann durch die Stimulierung dieser Bereiche mit Druck oder Massage angeregt werden und dadurch einen Reflexmechanismus  aktivieren, der Nerven oder Meridiane (Akupressur) mit einbezieht. Die Reflexologie kann gleichzeitig mit anderen Techniken vom Therapeuten angewendet werden. Andere Therapien, die dieses Konzept der Korrespondenz zwischen einzelnen Bereichen des Körpers verwenden, umfassen Akupunkturtechniken wie Ohrakupunktur (Aurikulotherapie) und koreanische Handakupunktur.

Zwei Formen der manuellen chinesischen oder manipulativen chinesischen Therapie bilden einen  wesentlichen Bestandteil der Traditionellen Chinesische Medizin (TCM). „Tuina“ ist eine Technik mit manueller Körperbehandlung mit dem Ziel, den Körper ins Gleichgewicht zu bringen. Der Therapeut wendet dabei verschiedene Massagen an, mit denen er die Akupressurpunkte stimuliert. Die „Gua Sha“ Methode basiert auf einer therapeutischen Manipulation / Irritation der Haut, bei der die Haut im Bereich des Schmerzpunktes unter Anwendung eines speziellen Öls und spezieller Geräte (ähnlich einem Schaber) heftig gerieben und abgeschabt wird.

Ausbildungs- oder Lerntechniken

Des weiteren sind Ausbildungs- oder Lerntechniken entwickelt worden. Das Ziel der verschiedenen Techniken ist es, den Patienten ein neues Verständnis für eine bessere Balance und Koordination zu geben. Der Mittelpunkt der Alexander-Technik ist die  psychophysische Umschulung, um Haltungsbalance und Koordination zu verbessern. Sie wurde von Frederick M. Alexander (1869-1957) entwickelt. Die Feldenkrais-Methode wurde von Moshe Feldenkrais (1904-1984) entwickelt. Im Mittelpunkt der Methode steht die aktive Wahrnehmung der den täglichen Tagesablauf eines Menschen prägenden Bewegungsmuster und die Möglichkeiten, diese angemessen zu variieren. Die Übungen sollen die Körperbewegungen und das eigne Selbstbild verbessern.